Liebe Gemeinde,

wenn ich in der Heilig-Kreuz-Kirche die Kommunion austeile, hab ich mir angewöhnt, den Kindern, die noch nicht zur Ersten Kommunion gegangen sind, die Hand auf den Kopf zu legen, ihnen ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen und ihnen zu sagen: „Der liebe Gott passt gut auf dich auf.“ Beim letzten Mal guckte mich ein vielleicht einjähriges Mädchen mit großen Augen an, schwieg kurz und hauchte dann: „Ja.“ Seine Mutter und ich haben uns über diese Antwort so gefreut, dass wir beide lachen mussten. Und gerührt hat mich die Reaktion auch.
Denn: Die Zuversicht, dass der liebe Gott schon gut auf uns aufpasst, lässt in meiner Welt gerade stark nach. Schließlich zeigen die Tagesthemen zurzeit jeden Abend Menschen, bei denen das nicht klappt – ob sie jetzt im Gazastreifen, in Israel oder in der Ukraine leben.
Ich wünsche Ihnen trotzdem – oder gerade deswegen – ein kleines Stück von dem Gottvertrauen des kleinen Mädchens auf dem Arm seiner Mutter, dem ich ein Kreuz auf die Stirn zeichnen durfte.

Stefan Werding